Mittwoch, 29 Mai 2024 11:07

Die erste Wortmarke Deutschlands - eine historische Rückschau

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Heidelberg Heidelberg fot: pixabay

Vor über einem Jahrhundert, genauer gesagt vor 130 Jahren, fand in Baden-Württemberg ein bemerkenswerter Vorgang statt - die Registrierung der ersten Wortmarke Deutschlands. Diese Marke, „Perkeo“ genannt, bezog sich auf eine Legende aus der malerischen Stadt Heidelberg und wurde zum Symbol eines bemerkenswerten historischen Moments in der deutschen Marken - und Patentgeschichte.

Die Geschichte von Perkeo

Die Marke „Perkeo“ verdankt ihren Namen einer faszinierenden historischen Figur - einem Hofnarren und Mundschenk namens Clemens Pankert, der am berühmten Heidelberger Schloss tätig war. Pankert, im Volksmund einfach „Perkeo“ genannt, war bekannt für seine ungewöhnliche Statur und seine Vorliebe für Wein. Sein Spitzname, der aus dem Italienischen „Perché no?“ („Warum nicht?“) stammt, reflektiert eine anekdotische Antwort auf die Frage, ob er noch Wein trinken wolle. Diese Anekdote wurde später von Carl Holty, einem Unternehmer, aufgegriffen, um die erste Marke zum Patent in Deutschland anzumelden.

Die Anmeldung und ihre Bedeutung

Am 16. Oktober 1894, nur 16 Tage nach der Einführung des „Gesetzes zum Schutz der Warenbezeichnungen“, meldete Holty die Marke „Perkeo“ an, die für Petroleumlampen und Lampenteile eingetragen wurde. Dies markierte einen Wendepunkt in der deutschen Rechtsgeschichte, denn es war das erste Mal, dass ein reiner Wortname als Marke geschützt wurde. Die Registrierung erfolgte beim damaligen Kaiserlichen Patentamt in Berlin, da das Deutsche Patent - und Markenamt (DPMA) zu diesem Zeitpunkt noch nicht etabliert war.

Die historische Bedeutung und das Vermächtnis

Obwohl Petroleumlampen heute von moderneren Beleuchtungsmitteln überholt wurden, hat die Marke „Perkeo“ immer noch eine bedeutende historische Relevanz. Sie steht nicht nur für die Anfänge des Markenschutzes in Deutschland, sondern auch für die kulturelle und historische Erinnerung an den Heidelberger Hofnarren. In der Universitätsstadt Heidelberg ist Perkeo bis heute eine Kultfigur und fungiert als Schutzpatron der Heidelberger Fastnacht, eine Rolle, die seit 1999 von Thomas Barth verkörpert wird.

Die Geschichte der Marke „Perkeo“ zeigt, wie tief verwurzelt kulturelle und historische Elemente in der Wirtschafts - und Rechtsgeschichte Deutschlands sein können. Es ist eine Erinnerung daran, dass selbst die scheinbar kleinen oder humorvollen Aspekte unserer Vergangenheit bedeutende Auswirkungen auf die Gegenwart haben können. Die Marke ist nach wie vor bis zum Jahr 2034 geschützt, was ihre anhaltende Bedeutung unterstreicht. Auch wenn der Legende nach Perkeo durch das Trinken von Wasser starb, lebt sein Erbe durch diese Marke weiter.

Quelle: HEIDELBERG24