Inhaltsverzeichnis:
- Frauennotruf Heidelberg verliert städtische Zuschüsse
- Renate Kraus warnt vor Engpässen durch Lohnsteigerungen
- Demonstration mit 150 Teilnehmern gegen Kürzungspläne
- Tübingen plant drastischere Einschnitte bei AGIT
Frauennotruf Heidelberg verliert städtische Zuschüsse
Der Frauennotruf in Heidelberg existiert seit 1978 und bietet betroffenen Frauen und Mädchen erste Hilfe und Beratung. Das Angebot ist eine sogenannte freiwillige Leistung. Diese unterliegt keinen gesetzlichen Finanzierungsverpflichtungen, im Gegensatz zu Pflichtausgaben wie etwa für Straßen oder Wasser.
Die gemeinnützige Einrichtung in der Bergheimer Straße beschäftigt neun hauptamtliche Beraterinnen, eine Werkstudentin und zwei Verwaltungskräfte. Der Verein ist dringend auf städtische Mittel angewiesen. Bisher übernahm die Stadt Heidelberg rund 80 Prozent der Gesamtkosten. Weitere Mittel stammen aus Spenden und einem geringen Landeszuschuss.
Renate Kraus warnt vor Engpässen durch Lohnsteigerungen
Die steigenden Personalkosten setzen den Frauennotruf zusätzlich unter Druck. Laut Renate Kraus, Geschäftsführerin der Einrichtung, sei der städtische Zuschuss von jährlich 2,5 Prozent entscheidend gewesen, um Lohnanpassungen auszugleichen. Sollte dieser Betrag – rund 36.000 Euro – 2025 gestrichen werden, könnte eine ganze Stelle entfallen.
Bereits jetzt arbeite das Team am Limit. Unbezahlte Überstunden seien an der Tagesordnung. Ein weiterer Personalabbau hätte schwerwiegende Folgen. Wartezeiten für Beratung nach Vergewaltigungen könnten sich drastisch verlängern. Kraus sieht darin eine Gefahr für die Akutversorgung Betroffener.
Demonstration mit 150 Teilnehmern gegen Kürzungspläne
Am Dienstag versammelten sich etwa 150 Menschen vor dem Rathaus, während der Haupt- und Finanzausschuss tagte. Mitarbeiterinnen und Unterstützerinnen des Frauennotrufs forderten den Erhalt der bisherigen Finanzierung. Die Sozialverbände schlagen Alarm, denn neben dem Frauennotruf sind auch andere Einrichtungen betroffen.
Viele davon sind auf freiwillige städtische Zuschüsse angewiesen. Der Handlungsspielraum für Kommunen ist jedoch aufgrund steigender Ausgaben und sinkender Einnahmen zunehmend eingeschränkt. Dies betrifft nicht nur Heidelberg.
Tübingen plant drastischere Einschnitte bei AGIT
In Tübingen ist die Situation sogar noch ernster. Dort übernimmt die Anlaufstelle AGIT ähnliche Aufgaben wie der Frauennotruf. Nach aktuellen Planungen soll dort ein Viertel des Budgets wegfallen. Micha Schöller von AGIT warnt, dass dadurch große Versorgungslücken entstehen könnten.
Die Beratungskapazitäten würden stark reduziert.
Begleitungen zur Polizei oder in Kliniken wären nicht mehr gesichert.
Einige Betroffene erhielten womöglich gar keine Hilfe mehr.
Die Entwicklung zeigt: Viele Städte müssen ihre sozialen Angebote überdenken – mit spürbaren Konsequenzen für Betroffene. Was als Sparmaßnahme beginnt, könnte gravierende Auswirkungen auf den Schutz und die Versorgung von Gewaltopfern haben.
Quelle: SWR, www.milekcorp.com/de